Sonntag, 20. Dezember 2009

Freiheit, die Zweite

Sicherheit ist das Ergebnis von zuviel Freiheit. Sie schränkt die Freiheit ein, bzw. die Gefahr die von absoluter Freiheit ausgeht, wie z.B. legaler Mord, Diebstahl.

Eine weitere Einschränkung der Freiheit führt zu Kommunismus und Faschismus. Gleichheit, das Grundprinzip des Kommunismus, und Einheit, das Grundprinzip des Faschismus, sind nie für die Freiheit förderlich. Gleichheit limitiert die individuelle Kreativität während Einheit das eigene, freie Denken unterbindet.

Schlussfolgerung:
Freiheit ist die Individualität die einen Menschen auszeichnet, die Fähigkeit, so zu sein, so zu denken, so zu handeln wie man es will.

Q

Sebastien

Living in the past is a luxury none of us can afford.
We must learn from it, but we cannot live there.
It is impossible to plan for the now - the present is ever fleeting.
The future is where we must live.
The future is what we must plan for.

Q

Freitag, 4. Dezember 2009

Freiheit, die Erste

Freiheit, was ist das? Eigentlich eine simple Frage. Allerdings hat sie schon unzählige Philosophen und Naturwissenschaftler vor größere Rätsel gestellt. Der vermeintlich einfache Begriff ist in Wirklichkeit sehr komplex – Und ebenso sind die Weisen, wie berühmte Denker versucht haben, ihn zu erklären. Annäherungen gibt es viele, ebenso viele Theorien existieren.


Kopernikus machte den ersten Schritt in Richtung Freiheit, bzw. Determination, indem er das geozentrische Weltbild im Jahre 1509 in Frage stellte. Zu seiner Zeit war es ein sehr gefährliches Unterfangen, überhaupt eine der „göttlichen“ Regeln der Kirche zu hinterfragen, da Wissenschaftler wie er häufig verfolgt und verbrannt worden sind. Menschen, die die Autorität der Kirche untergrabten, waren damals sehr ungern gesehen. Trotz allem vertrat er aber das sogenannte Heliozentrische Weltbild. Es besagt, dass die Erde nicht der Mittelpunkt des Universums ist und dass sie wie Milliarden anderer Planeten und Sterne in einem gewaltigen Komplex existiert. Zuvor ging man davon aus, dass sich alles um die Erde dreht, da sie ja die Schöpfung Gottes ist.

Der nächste Siegeszug der Wissenschaften war die Evolutionstheorie von Charles Robert Darwin, einem englischen Naturwissenschaftler, der die Schöpfungsgeschichte der Bibel 1859 mit seinem Hauptwerk „On the Origin of Species (Die Entstehung der Arten)“ widerlegte. Er zeigte dem Menschen, dass dieser nicht die Schöpfung Gottes war, sondern einfach nur eine evolutionäre Anpassung an die Umwelt, ein entwickelter Affe.

Der dritte im Bunde wäre Sigmund Freud, ein bedeutender österreichischer Arzt und Psychologe der als Begründer der Psychoanalyse großen Ruhm erlangt hat. Er kam zu dem Schluss, dass der Großteil der Entscheidungen von dem Unbewussten gesteuert wird und nicht, wie früher gedacht, durch das Bewusstsein. Nach seiner Theorie gibt es drei Instanzen im Menschen: das Es, das Ich und das Über-ich. Das Es entspricht dabei dem Unbewussten, den Trieben: Hunger, Neid, Hass, Sexualtrieb. Der Gegenspieler vom Es ist das sogenannte Über-Ich. Es verkörpert die Normen, Ideale und Leitbilder, die dem Menschen durch Erziehung aufgedrängt wurden. In der Mitte liegt das Ich, das sich im ständigen Konflikt zwischen Es, Über-Ich und der sozialen Umwelt befindet und dabei immer nach einer möglichst harmonischen Lösung sucht, um alle Parteien zufriedenzustellen. Aber es ist ziemlich schwach. Normalerweise obsiegt das Es, das sich vom Ich nicht kontrollieren lässt, weil es sich einfach dem Bewusstsein entzieht.

Zu guter letzt kommt jetzt noch die Neurobiologie, die Wissenschaft, die sich mit dem Gehirn beschäftigt. Die Neurologen verwenden den Begriff der Determination, dass heißt, dass nach der Neurobiologie sowas wie Freiheit gar nicht existiert. Dies erklären sie damit, dass alles in der Natur determiniert ist, was wiederum den Schluss zulässt, dass der Mensch, als Produkt der Natur und der Evolution, auch determiniert ist. Dadurch sind alle Handlungen des Menschen festgelegt und es gibt keine Schuld oder ähnliche moralische Angelegenheiten.

Alle vier Wissenschaften haben die Menschheit gekränkt. Kopernikus hatte die Erde vom Mittelpunkt des Universums an den Rand versetzt. Darwin hatte die göttliche Abstammung des Menschen durch eine Affennatur ersetzt. Freud hat dem Menschen gezeigt, dass dieser gar nicht Herr im Hause ist, weil das Unbewusste viel dominanter ist als das Bewusste. Und die Neurobiologie nimmt dem Menschen alle Freiheit, falls er diese überhaupt je hatte.

Auch Philosophen knüpfen an diesen Begriff der Freiheit im Sinne von Freud und Co. an, wie zum Beispiel Arthur Schopenhauer. Der im Jahre 1788 in Danzig, Deutschland geborene Philosoph reiste in seiner Kindheit wegen seines Vaters sehr viel. Kaum hatte er sich einmal eingelebt an einem Ort, musste er gleich weiterziehen. Was zurückblieb war ein gebrochener, arroganter, jedoch höchst intelligenter Mensch. Er sorgte damals mit dem Spruch: „ Kann ich wollen, was ich will?“ für Furore und stellte damit mehrere tausend Jahre Moralphilosophie in Frage, was ihm sogar gefiel. Der Verstand wägt zum Beispiel bei moralischen Fragen vorerst ab wie er handelt und Schopenhauer behauptet, dass schon davor eine Entscheidung getroffen wurde, bevor man dies überhaupt weiß. Ein einfaches Beispiel wäre der Schüler, der eigentlich keine Lust auf Mathematik in der 7. & 8. Stunde hat und deswegen überlegt, ob er diese nicht einfach ausfallen lassen sollte um mit seinen Freunden einen netten Nachmittag zu verbringen. Nach Schopenhauer hat der Schüler den Entschluss jedoch schon längst getroffen. Der Wille hat schon längst entschieden, dass man nicht gehen will.



Allerdings gibt es auch zahlreiche Verfechter der Freiheit, welche jetzt auf die Bühne der Argumentation treten werden.

Fangen wir an mit Hobbes und Locke, zwei englische Philosophen im 17. Jahrhundert geprägt von der dortigen politischen Situation. Beide sehen die totale Freiheit im sogenannten Naturzustand. Der Naturzustand ist ein egoistischer Krieg „aller gegen alle“ um Besitz und Ansehen, der nur durch die Angst vor der Strafe durch eine übermächtige Gewalt verhindert werden kann. Da sowas wie Gesetze und ein Gewaltmonopol weder gelten noch existieren, kann der Mensch tun und lassen was er will. Dabei wiederum wird die Freiheit eines anderen eingeschränkt. Die totale Freiheit des einen geht auf Kosten der Freiheit des anderen. Deswegen hat der Mensch auch ein geordnetes und funktionierendes System entwickelt, Staat genannt, das zwar die Freiheit durch Gesetze einschränkt, dafür aber die Sicherheit eines jeden sichert. Um dies allem noch ein wenig Nachdruck zu verleihen, schreibt Hobbes noch in seinem berühmten Werk „Leviathan“ den Satz „Homo homini lupus est“, der Mensch ist dem Menschen sein Wolf, was nichts anderes heißt, als dass der Mensch ohne Staat und Gesetze seine eigenen Interessen durchsetzt, ohne dabei auf die Leben der anderen zu achten. Wegen den politischen Wirren damals im England des 17. Jahrhunderts dachten beide auch konsequent über eine funktionierende und gerechte Staatsform nach. Dabei kamen sie auf die Idee der Gewaltenteilung, eine Voraussetzung für jeden modernen Staat, wie zum Beispiel bei der Bundesrepublik Deutschland.

Dann gibt es noch Hannah Arendt, eine deutsch-jüdische Philosophin im 20. Jahrhundert. Sie setzte sich auch mit dem Thema Freiheit auseinander. Dort machte sie einen Unterschied zwischen der Geburt und dem „In Erscheinung treten“. Sie behauptete 1960 in ihrer Schrift „Vita activa oder Vom tätigen Leben”, dass der Mensch erst lebt, wenn er sprechen und handeln kann. Den Zeitpunkt, an dem man anfängt zu leben, nennt sie In Erscheinung treten, wobei dies nicht die Geburt ist. Dieses In Erscheinung treten beschreibt sie als unbewusst gewollt. Ein körperlich behinderter Mensch kann nach ihr niemals wirklich leben, geschweige den Freiheit genießen, da nach ihrem Verständnis Freiheit und Leben zusammenhängen. Diese Denkweise nannte sie Anthropolgie.

Kommen wir nun zu einem der bedeutendsten Philsophen der deutschen Geschichte. Immanuel Kant, geboren in Königsberg im Jahre 1724, war ein in der Gesellschaft gern-gesehener Mensch und ein hervorragender Billiard- und Kartenspieler. Es faszinierte ihn von Kindheit an der Sternenhimmel, der ihm von seiner fürsorglichen Mutter mit viel Liebe erklärt wurde. Auch sonst nahm er sehr viel Wissen von seiner Mutter auf, bis diese in seinem 13. Lebensjahr verstarb, was ihn sehr stark bewegte. Deswegen schickte der Vater, der das Talent seines Kindes wahrnahm, ihn auf das renommierte Friedrichskollegium und später auf die Königsburger Universität. Seine erste wichtige Schrift “Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels” handelte von seiner eigenen Erklärung des Kosmos, wobei er dieselben Ansichten Kopernikus' vertrat. Erst sehr viel später fing er dann an, sich ernsthaft der Philosophie zu widmen. Dort bewirkte er großes im Bereich der Moralphilosophie. Auch er konfrontierte das komplexe Thema der Freiheit, wobei er sehr logisch und systematisch versuchte den Begriff zu erklären. Nach Kant gibt es zwei Arten von Gesetzen, einmal die Gesetze der Natur und einmal die Gesetze der Vernunft. Die Gesetze der Natur waren schon immer da und gelten für jedes Lebwesen und jeden Gegenstand, wie zum Beispiel die Gesetze der Physik. Die Gesetze der Vernunft wurden vom Menschen erstellt und gelten auch nur für diesen, wie zum Beispiel Moral. Dabei setzt Kant voraus, dass etwas wie Freiheit existiert, um Vernunft denken zu können. Außerdem geht er noch weiter und behauptet, dass es Frieden nur geben kann, wenn es Vernunft gibt, da vernünftig Denkende niemals den Krieg befürworten würden.

Der letzte Akteur der Freiheit den ich hier aufführen möchte ist Jean-Paul Sartre. Er war einer der bedeutesten französischen Philosophen des 20. Jahrhunderts. Der 1,56m große Philospoh, Anhänger der damaligen Résistance , Bekannter von Fidel Castro und auch sonst politisch sehr aktive Philosoph, eignete sich an Elite-Gymnasien ein enormes Wissen an und lebte in einem sehr strengen Arbeitsrythmus. Er las sehr viel und arbeitete jeweils von 9-13 Uhr und dann nochmal von 15-19 Uhr. Seiner Auffassung nach konnte man die absolute Freiheit nur dann erlangen, wenn man sich nicht mehr von der Gesellschaft und den psychischen Prägungen beeinflussen lässt und man das tut, was man will. Jeder ist für sich in vollem Maße selbst verantwortlich. Was die Individualität eines jeden Menschen ausmacht, erfindet er selber “Mit seinem Tun zeichnet der Mensch sein Gesicht”. In seinem Werk “Das Sein und das Nichts” macht Sartre den Unterschied zwischen Mensch und Tier aus. Der Mensch, so Sartre, ist das enizige Tier, das sich auch mit dem beschäftigen kann, was es nicht gibt. Andere Tiere haben kein komplexes Vorstellungsvermögen, sie können nicht an das denken, was nicht mehr ist, und auch nicht an das, was noch nicht ist. Menschen dagegen können sogar Dinge erfinden, die es nie gibt – sie können lügen.
Je mehr Vorstellungskraft ein Wesen hat, umso freier ist es.


Ich persönlich bin eher Anhänger Schopenhauers, auch wenn ich ihm in einem kleinem Detail widerspreche. Dazu möchte ich gerne noch das Libet-Experiment einbringen. Benjamin Libet wurde 1916 in Chicago geboren und studierte Physiologie. Der Hang zur Neurobiologie kam bei ihm erst später, da zu seiner Zeit etwas wie die Gehirnforschung noch gar nicht existierte. Schon als junger Mann intressierte sich Libet für die Frage, ob man Vorgänge im Bewusstsein wissenschaftlich bemessen kann. Als er dann seine ersten Versuche machte, reizte er Probanden mit elektrischen Impulsen und wartete, bis diese reagierten. Dabei verstrich mehr als eine halbe Sekunde, eine wissenschaftliche Sensation. Der Weg von der Absicht , eine Handbewegung auszuführen, bis zur tatsächlichen Handlung dauert eine halbe Sekunde – Dies widersprach völlig dem gesunden Menschenvertsand. Wenn man wegen Hunger nach einem Brötchen greifen will , tut man dies sofort. Dadurch angeregt, führte er das sogenannte Libet-Experiment durch. Er setzte eine Patientin auf einen Stuhl und ließ sie dabei auf eine Uhr gucken. Diese Uhr war keine normale Uhr, sondern ein grüner Punkt auf einer großen Scheibe, der sich schnell drehte. Dann befestigte er noch Messgeräte an der Frau, eines am Kopf und eines am Handgelenk. Nun wurde die Frau beauftragt, zu einem wählbaren und bestimmten Zeitpunkt zu beschließen, das Handgelenk zu bewegen. Sie tat wie ihr gehießen und beschloss das Handgelenk zu bewegen, und sich den Stand des Punktes zu merken und bewegte das Handgelenk. Dabei stellte sich heraus, das die Frau schon eine halbe Sekunde früher beschlossen hatte, sich einen Punkt zu merken und das Handgelenk zu bewegen, bis sie das Handgelenk eigentlich bewegte. Und dies geschah, ohne dass sie dies bemerkte. Die Entdeckung war eine Sensation, Libet durfte sie sogar seiner Heiligkeit, dem Papst höchstpersönlich, präsentieren und galt von nun an als einer der führenden Hirnforscher der Welt. Hätte Schopenhauer damals noch gelebt, er hätte seine wahre Freude an diesem Versuch gehabt, da die Neurobiologie höchstpersönlich sein These bewiesen hatte.


Aber Libet sah dies nicht so, ebenso tue ich das nicht. Es stimmt vielleicht, dass wir keinen freien Willen haben, dass dieser tut was er will, allerdings haben wir immer noch die Möglichkeit “Stopp” zu sagen, die jeweilige Handlung doch nicht durchzuführen. Was ich damit sagen will, ist, dass wir vielleicht einen unfreien Willen haben, dementsprechend auch keine Freiheit, dafür aber einen freien Unwillen, was wiederum heißt, dass die Freiheit einen gewissen Spielraum besitzt. Freiheit als solche existiert also, auch wenn sie nur darin besteht, „Nein!“ zu sagen zu können.

Q

Jan.

Zeit vergeht, langsam und träge
zieht dahin wie Nebelschwaden.
Ziellos lässt sie sich treiben
von einer ungeahnten Kraft.
Der Mensch ist die Zeit, die Zeit der Mensch.

Auf der Suche nach neuem Licht
müde streift durchs Land ein greiser Mann.
Einer, der versucht zu finden
was man nicht ersetzen kann.



Mögest du das gefunden haben, was du gesucht hast.

Q

Mittwoch, 2. Dezember 2009

The Energy never dies

Welcome.
Welcome to the end.
Do not panic. There is nothing to fear.
Everything around you

is changing.
Nothing stays the same.
This version of my soul is not permanent. Tomorrow, I'll be different.
The energy never dies.The energy cannot be destroyed or created.
It always is and always will be.
This is the end.
And the beginning.
Forever.
Infinite.

- Black Eyed Peas; Boom Boom Pow

Montag, 30. November 2009

Der Fluss und der Fisch

Es war einmal ein alter Mann. Er liebte die See und alles, das mit ihr zusammenhing. Er war früher ein erfolgreicher Fischer. Nicht einmal der stärkste Sturm konnte ihn davon abbringen, hinaus auf sein geliebtes Meer zu fahren. Die Ozeane waren seine Heimat. Er respektierte sie und ihre grausame Gleichgültigkeit, die wilden Naturgewalten aber auch ihre überwältigende Schönheit. Lasst ihn uns also Nemo nennen, in Anlehnung an Jule Vernes berühmten Kapitän der Nautilus in "20.000 Meilen unter dem Meer". Mit Menschen konnte Nemo meist wenig anfangen, die meisten waren ihm zuwider und er bevorzugte die Stille des Meeres gegenüber lauter Gesellschaft. Deswegen lebte er auch allein auf einer Insel. Allerdings war er auch sehr kinderlieb. Kinder waren die einzigen Wesen mit denen er sich noch verstand. Mit ihrer Neugier aber auch Empathie brachten sie ihm immer wieder zum Lächeln. So trieb es ihn ab und an mit seinem kleinen Schiff ins nächstgelegen Dorf, wo er dann seine aufregenden Geschichten zum Besten gab. Er hatte eine sehr tiefe, brummende und doch angenehme Stimme und jedes Mal gab es ein großes Gerangel auf dem Dorfplatz, da jedes Kind seine Geschichten hören wollte. Und manchmal, ja manchmal fand sich sogar der eine oder andere Erwachsene dort. Einmal kam die Frage auf, was ihn denn so stark mit dem Meer verbinde. Nemos Augen fingen wieder an zu glühen und ein warmes Lächeln breitete sich in seinem Gesicht aus. So erzählte er von seinem ersten großen Fang, der sein Leben verändert hat:

Nemo war damals noch ein junger Seemann. Er war noch relativ unerfahren und seine Liebe zum Meer hatte er noch nicht entdeckt. Dies alles sollte sich jedoch schon bald ändern. Wie jeden Tag fuhr er mit seinem kleinen Boot hinaus auf die See. Das Meer war still, kein Wölkchen zeigte sich und die Sonne schien in ihrer ganzen Pracht an diesem Tag, also wagte sich Nemo diesmal weiter hinaus als je zuvor, in der Hoffnung, einen großen Fang zu machen. Seine Erwartungen erfüllten sich schon sehr bald, wenige Stunden später hatte er etwas am Haken, das keiner Beschreibung nahe kommen kann. Ein Monstrum eines Fisches, groß, stark, ein prächtiges Tier. Ein zäher Kampf entwickelte sich, mal schien es als ob der Fisch entkommen würde, mal so, dass Nemo die Oberhand gewann. Dies zog sich über zwei ganze Tage hin und am Ende waren Mensch wie Fisch am Ende ihrer Kräfte. Nemo nahm nochmal all seine Kraft zusammen und mit einem Ruck war der Fisch plötzlich auf seinem Boot. Nemo, der sein Glück kaum fassen konnte, schaute das schöne Tier an. All der Kampf, all die Qualen wurden mit diesem Anblick und dem Gefühl des Sieges belohnt.

Daraufhin legte der alte Seemann eine dramatische Pause ein.
Die Kinder, die sich kaum noch auf ihren Plätzen halten konnten, fragten daraufhin was denn dann geschehen wäre? Schmunzeld antwortete Nemo daraufhin:


"Wisst ihr Kinder, in diesem Moment
gab es Dinge in meinem Kopf, die man einfach nicht in Worte fassen konnte. Es waren große Gedanken, einzigartige Gedanken, nicht hervorgerufen von mir sondern von dem Anblick dieses prächtigen Tiers. Ich empfand plötzlich Schönheit, überall, alles machte plötzlich einen Sinn, weil alles eins war, weil ich ein Teil dieses Alles war. Ich verspürte Trauer und Glück zur gleichen Zeit und hatte die verrücktesten Gefühlskombinationen. Es war, als hätte man alle nur denkbaren Gefühle und meinen Kopf in ein kleines Schiff gesteckt und das Ganze in einem mörderischen Sturm kräftig durch gewirbelt. Ich war einfach nicht in der Lage, diese Gefühle in Worte zu fassen, ich konnte es nicht und meiner Meinung geht es auch nicht. Wenn ihr mich fragt, kann man Gefühle grundsätzlich nicht beschreiben, da einige so unglaublich stark sind, so "viel", dass man nicht einmal nach mehreren Jahren seine Empfindungen vollständig erklärt hätte. Außerdem kann man sie auch gar nicht erklären, diese Gefühle sind nichts anderes Momente, ein Bilderfluss, ein Fluss der Gefühle. Es ist wie ein Strom bestehend aus Schönheit und Vollkommenheit. Der Mensch schöpft ständig Wasser aus diesem Fluss heraus, mit einem Eimer voll mit Löchern, in dem Versuch etwas Unfassbares zu fassen, anstatt sich einfach von dem Strom treiben zu lassen. Versteht ihr, was ich meine? Manchmal muss man einfach loslassen, sich treiben lassen, anstatt krampfhaft zu versuchen, den Moment festzuhalten. Man muss die Gefühle passieren lassen.
Wer nun aber innehält und versucht, jedes einzelne Gefühl zu analysieren zerstört einfach diesen Moment. Man nehme nur meinen Fisch, er war ein prachtvolles und schönes Tier zugleich, voller Lebensfreude und Energie. Ihn dort liegen zu sehen, hiflos und leidend, es hat mein Herz gebrochen. Hätte ich ihn nun gefangen wäre aus dem einstmals glücklichen Tier einfach ein Schatten seines ehemaligen Seins geworden. Deswegen habe ich ihm auch wieder seine Freiheit geschenkt. Ich ließ ihn passieren.
Und an diesem Tag habe ich erkannt, dass nichts in der Welt mich meinem Glück näher bringen kann, als das Meer. Mit ihm verbinde ich mein ganzes Leben, meine positiven sowie negativen Erfahrungen aber auch diesen einzigartigen Moment. Nur dort kann ich meine Ruhe finden.
Das Treiben der Menschen und ihr krampfhaftes Festhalten macht mich traurig. Werte wie Ehre, Gerechtigkeit und vor allen Dingen Selbstachtung werden heutzutage mit Füßen getreten. Der Mensch ist sich selbst sein größter Feind geworden.
Ich hoffe ihr werdet meinen Rat zu Herzen nehmen und dies ändern.

Und nun lebt wohl meine kleinen Freunde!"

Mit diesen Worten machte er sich wieder auf, lief hinunter zum Steg, löste die Vertäuung und setzte die Segel gen seiner Insel.
Am selben Abend kam ein fürchterlicher Sturm auf, das Meer tobte und der Regen peitschte gegen die einfach gebauten Häuser.
Nemo kam nie wieder.


Q

Sonntag, 29. November 2009

Der Mensch

Der Mensch hat das unglaubliche Talent nie zufrieden zu sein. Dies ist die Wurzel allen Übels meiner Meinung nach, aber auch eine simple und doch effektive Art der evolutionären Selbsterhaltung. Wer nie zufrieden ist, wird weder ruhen noch rasten, bis er ist: in unserem Fall tritt dies jedoch nie ein!
Glück ist nur von kurzer Dauer und nur wenige Dinge können den Menschen dauerhaft beschäftigen. Der Mensch braucht das Unerreichbare, nur das Schwierige übt bei ihm seinen Reiz aus. Wie sollte es auch anders sein, schließlich ist das Leichte leicht zu haben und dementsprechend nach kurzer Zeit wieder wertlos. Der Mensch braucht aber etwas Beständiges, etwas, das ihn auszeichnet. Oder in anderen Worten formuliert: Der Mensch wird glücklich indem er sich unglücklich macht. Man kann sich das in etwa so vorstellen, dass er einen langen, steinigen Weg entlang geht, bis hinauf zum Gipfel eines Berges. Der Weg ist schwer, er ist immer wieder kurz davor aufzugeben. Doch erstmal oben angekommen wird er für all seine Qualen entschädigt! Der Blick vom Gipfel des Berges erfüllt ihn mit Glück wie noch nie zuvor! Alles hat plötzlich einen Sinn und die Anstrengung ist wie verflogen.
Aber nicht der Gipfel ist der Grund für seine Ekstase, nein, es war eigentlich der Weg.
Dies fällt leider nur sehr wenigen auf, aber eigentlich ist es nicht das Ergebnis, dass einen glücklich macht, sondern die getane Arbeit, die Umstände, der Verzicht, die vielen Dinge die unseren Weg geprägt haben, kurzum das Geschafftgetane und nicht das Geschaffte.
Und das ist er, der Mensch, geplagt aber glücklich, dazu verdammt sich im Schweiße seines Angesichts zu bewähren.
Paradoxerweise ist seine zweite Antriebskraft die Faulheit. Ein Widerspruch in sich, aber der Mensch ist voll davon. Ich denke, man kann dies sehr gut an dem Beispiel eines Erfinders erkennen: Was tut ein Erfinder? Er erfindet Dinge, die einem das Leben erleichtern. Man nehme nur das Flugzeug als Beispiel! Früher musste man jahrelang reisen, wofür Flugzeuge heutzutage wenige Stunden brauchen. Erfinder machen unser Leben bequemer. Sie arbeiten hart, um das Leben zu erleichtern. Sie widmen harte Arbeit dem Zweck weniger Arbeit verrichten zu müssen. Oder anders formuliert: Erfinder sind hoffnungslos faul.

Q